Weltbekannt als Wallfahrts- und Pilgerort für viele Gläubige. Kurfürsten, Könige und Päpste besuchten im Laufe der Geschichte die Stadt. Die Herzen der Wittelsbacher wurden hier bestattet. Doch die Barockstadt hat noch viel mehr zu bieten. Visions.Salzburg grenzenlos auf Tagesausflug zum weiß-blauen Nachbarn.

Wir stehen im Herzen von Altötting auf dem Kapellplatz, einer achteckigen Anlage von Enrico Zuccalli, und lassen den Blick über das großzügige Areal schweifen. Eingerahmt von Kirchen, Kloster, kleinen Cafés, Devotionaliengeschäften und dem Rathaus liegt der von Fürsterzbischof Paris Lodron gestiftete Marienbrunnen und natürlich die einzigartige Gnadenkapelle. In dieser befindet sich die berühmte »Schwarze Madonna«. Bereits vor 525 Jahren begannen Gläubige dorthin zu pilgern. Zwei Heilungswunder beflügelten viele Men-schen umso mehr, sich meist zu Fuß dorthin auf den Weg zu machen. Und sie tun es heute noch.

Abkühlung verspricht der barocke Marienbrunnen im Zentrum des Kapellplatzes, gestiftet vom Fürsterzbischof Paris Lodron.
Abkühlung verspricht der barocke Marienbrunnen im Zentrum des Kapellplatzes, gestiftet vom Fürsterzbischof Paris Lodron.

ENTDECKUNGSREISE

Von hier aus starten wir nun unseren Rundgang durch Altötting mit der beliebten »Führung der sechs Sinne«. Moment, es gibt doch nur fünf Sinne. »Richtig«, sagt unsere Stadtführerin Frau Stern, »aber wir nehmen noch das Mitfühlen hinein. Denn Sinne sind das Tor zur Welt und zu sich selbst«. Und schon geht es zur ersten Station, nur wenige Meter vom Kapellplatz – zum Gewürzladen von Alfons Schuhbeck. Dort werden uns im »Blind-Tasting« verschiedene Gewürze zum Schnuppern und Erkennen gereicht. Auch wenn wir uns anfangs kennerhaft sicher fühlen, ist es deutlich schwerer als vermutet. Weiter geht es, um nun unsere Geschmacksnerven zu testen, und das auf höchst angenehme Weise: Mit Schokolade. Im traditionsreichen Familienbetrieb der Confiserie Dengel empfängt uns ein Duft, der jeden Schokoladenaficionado sofort in Verzückung versetzt. Die über dreihundert verschiedenen köstlichen Pralinensorten machen die Auswahl schwer. Viele Zutaten kommen von regionalen Produzenten, außerdem werden nur fair gehandelte Produkte ver-wendet. Zum Abschluss dürfen wir dann noch den Kakaogehalt von zwei verschiedenen Stücken Schokolade bestimmen… und liegen gar nicht so weit daneben! Die nächste Station ist, passend zum Wallfahrtsgedanken, die Weihrauchmanufaktur Kilwing. Dabei handelt es sich um ein Weihrauchmuseum mit Konzept-Laden. Es gibt viele wunderbare Kreationen, die in Altötting produ-ziert werden, zu »beschnuppern«, und natürlich kann man sie für zu Hause mitnehmen und auch Zubehör wie Stövchen erstehen. Namen wie »Liebe« oder »Innere Ruhe« beschreiben wunderbar das Aroma und die Wirkung der Mischungen auf die Sinne.

Barockes Rathaus von Altötting.
Barockes Rathaus von Altötting.

EINKEHR MIT AUSSICHT

Altötting bietet neben architektonischer Schönheit, entspannten Einkaufsmöglichkeiten und gemütlichen Cafés noch so viel mehr, doch das »erlebt« man am besten selbst. Hier kann lebendige Geschichte geatmet werden, die durch die Stadt und die Einwohner über die Jahre behutsam in moderne Zeiten gebracht wurde, ohne die Wurzeln zu vergessen. Es ist das vielgebrauchte Wort der »Entschleunigung«, die hier wirklich passiert. Man tankt Kraft, kann sich hier noch wirklich Zeit lassen, flaniert durch die Gassen und trifft auf Menschen, die sich stark mit der Geschichte ihrer Stadt identifizieren, sehr gastfreundlich, unkompliziert und weltoffen sind – eine wunderbare Mischung. Gemütlich schlendern wir jetzt noch plaudernd über den Kapellplatz zurück zu unserem Ausgangspunkt. Wir verabschieden uns mit einem lachenden und einem weinenden Auge und treten den Heimweg an. Doch wir kommen auf jeden Fall wieder, denn das Herz Bayerns hat die unseren im Sturm erobert!

WALLFAHRTS- &  TOURISMUSBÜRO
Kapellplatz 2a, 84503 Altötting, Deutschland
Nähere Informationen unter: www.altoetting.de

FOTOS: ANDREAS KOLARIK, TEXT: BERNHARD OSTERTAG