First-Class-Streetfood

Das Maneki Neko in der Kaigasse präsentiert asiatische Straßenküche auf internationalem Highend-Niveau. Und das zu fairen Preisen.
Das Maneki Neko in der Salzburger Kaigasse hat sich dem asiatischen Street Food verschrieben. Die Idee des dahinterstehenden Meisterkochs Yao Yao Hu ist dabei so einfach wie brillant: Was, wenn man die Haubenküche, die das nach ihm benannte Yao Yao im Europark bekannt gemacht hat, ein wenig preiswerter einem breiteren Publikum zugänglich macht? Und zwar in einem SB-Konzept in der Altstadt? Interessante Frage, die wir zu beantworten versucht haben.
Schon von weitem fällt einem die knallige Farbgebung des neuen Lokals auf. Von der Suppenschale über die Möbel bis zum Servierwagen leuchtet hier wirklich alles in einheitlichem Rot. Manche finden das klasse, andere nicht. Geschmäcker sind verschieden. Aber Farb-Muffeln sei eines gesagt: Erstens will Neues auch entsprechend kommuniziert werden. Und zweitens hat die Farbe auch einen tieferen Sinn. Doch dazu später.
Im Schaufenster des Maneki Neko begrüßen einen Glückskatzen mit unschuldigem Winken – „Maneki Neko“ heißt übersetzt so viel wie Winkekatze. Eine witzige Geste, gleichzeitig machen die Kätzchen aber auch deutlich, dass man, sobald die Türschwelle einmal überschritten ist, die Alpenrepublik hinter sich lässt und den fernen Osten betritt. Und dort geht es bekanntlich ein wenig bunter zu. Sofort auch steigt einem ein herrlicher Duft in die Nase, denn gekocht wird hier offen. Geordert wird an der Theke, was den Vorteil mit sich bringt, dass man vieles schon bei der frischen Zubereitung sieht, was die Vorfreude aufs Essen steigert.
Die Qualität soll die gleiche sein wie im Stammlokal, wurde uns versichert, nur die Zubereitung ist eben „fast“ – kein Nachteil, wenn man es eilig hat. Ein erster Blick in die Karte zeigt: Viele Produkte, die man aus dem Sortiment des Haubenrestaurants kennt, findet man auch hier wieder. Nicht nur Säfte, Eistee, Weine oder das Spezial-Bier, auch die verkochten Produkte – von Wildhendl bis Strohschwein – sind die gleichen. Man profitiert also stark vom Haubenniveau des größeren Bruders. Trotzdem ist das Maneki Neko kein „Ableger“, sondern eine völlig eigenständige zweite Linie, die sich jünger, schneller und günstiger präsentiert. So, aber nun zum Grund unseres Besuchs, dem Essen.
Als erstes probieren wir die so genannten „Cupsushi“, das sind Sushi, die in kleinen Bechern serviert werden. Eine schöne Bowl voll Reis ist das, die da auf den Tisch kommt, wahlweise mit Thunfisch oder Lachs oder in der Veggie-Variante mit fermentiertem Gemüse belegt. Schon der eingelegte Ingwer hat eine andere Farbe als der, den man vom 0815-Japaner kennt und schmeckt frischer und intensiver. Der Fisch, das merkt man beim ersten Zubeißen, ist von herausragender Qualität. Für eine wahrhafte Geschmacksexplosion aber sorgt das Furikakae Topping, eine eigens entwickelte Gewürzmischung, die in vier Varianten auch zum Kauf angeboten wird.
In unserem Fall ist es eine Mischung aus Sesam und Thunfischflocken, die dem Fisch-Reis-Klassiker eine spicy Note verleiht. Gefällt uns ausnehmend gut.
Okonomiyaki & Gyoza
Für den schnellen Hunger gibt es hier wirklich einiges, und so fällt die Auswahl für den darauffolgenden Zwischengang nicht leicht. Wir probieren einen Bun mit gebackener Riesengarnele. Die leichte Schärfe vom fermentierten Kraut und eine hausgemachte Sesam-Mayonnaise, die ungewöhnlich frisch ist, kontrastieren die knusprig gebackene Garnele gekonnt. Auch die Optik – der Bun mit Kraut und Garnele sieht wie die asiatische Version eines Hot Dog aus – überzeugt uns.
Beinahe unaussprechlich, dafür unwiderstehlich gut, ist „Okonomiyaki“, ein traditionelles, japanisches Street Food Gericht. Dabei handelt es sich um eine Art Mischung aus Pfannkuchen, Pizza und Rösti. Okonomi bedeutet „Geschmack“. Yaki bedeutet „gebraten“ oder „gegrillt“. Tatsächlich wird der Fladen aus Kraut, Gemüse und Kartoffeln nach dem Backen noch einmal gebraten, was ihn noch knuspriger uns saftiger macht. Belegt wird er mit frischem Lachs und Avocado. Und auch hier findet sich wieder ein Topping mit Furikake-Flocken. Dazu nehmen wir „Horenso Gomae“. So heißt ein Spinatsalat mit geröstetem Sesam, der dem frischen Spinat eine angenehm nussige Note verleiht.
Wer es klassischer mag, sollte auf eine Sommerrolle zurückgreifen, einen wahren Dauerbrenner der vietnamesischen Küche. Aber auch Gyoza gibt es hier, und zwar frisch. Seit dem Wiener Gyoza-Gate, wie man den Wiener Teigtaschen-Skandal jüngst scherzhaft nannte, muss das gesondert erwähnt werden. Etwas anderes käme für Yao Yao Hu aber auch nicht in Frage. Die frische Zubereitung ist für alle hier angebotenen Speisen eine Selbstverständlichkeit.
Pimp your Bowl
Eine asiatische Küche ohne Suppen ist schlich undenkbar. Im Maneki Neko ist die Bandbreite deshalb dementsprechend groß. Es gibt Gazpacho, asiatisch interpretiert, und auch Misosuppe mit Spinat und Sesam. Da wir Spinat schon als Salat hatten, entscheiden wir uns für einen Ramen, so nennt man die großen Suppentöpfe. An der Theke werden wir sodann freundlich mit dem „Build your Bowl-Konzept“ vertraut gemacht: Es gibt eine Basic Bowl, das ist eine kräftige Suppe, wahlweise mit handgezogenen Nudeln oder Sushireisbowl, die man je nach Lust und Laune aufwerten kann: Mit Hühnerfleisch, Spareribs, gegrilltem Lachs, Ente, Garnelen oder Wokgemüse. Bei 4,50 Euro fängt der Spaß an, denn schon die Basic Bowl ist eigentlich eine vollwertige Mahlzeit. Beim Upgraden sind der eigenen Phantasie dann keine Grenzen gesetzt. Wir entscheiden uns für die hausgemachten, selbst gezogenen Nudeln. Zu lange kennen wir die schon aus dem Yao Yao, zu innig ist die Beziehung. Denn egal, wozu man sich sonst noch entscheidet, sie bleibt Hauptakteur: Einmalig in ihrer Konsistenz. Bissfest und zugleich saftig. Unsere Version mit knusprig gebratenem Hühnerfleisch, Eiern und geröstetem Sesam erweist sich dann als Glücksfall. Eine Suppe, die Tote zum Leben erwecken kann, ist das und war die in dieser Qualität in Salzburg bislang sicher nicht erhältlich. Wakame-Algen verleihen dem Ganzen einen leicht salzig-frischen Pep. Ein perfektes Herbstgericht.
Wer bei Sushi bleiben will, dem seien die New Style Sushi ans Herz gelegt. Dabei handelt es sich um eine Eigenkreation der Maneki Neko-Familie. Sechs Stück „Rice Balls“ werden dafür in einer Furikake Mischung gewälzt. Dazu gibt es Lachs-, Thunfisch oder Avocadowürfel, gemischten Pflücksalat und Wiesenkräuter mit der schon gelobten Sesam-Wafu Mayonnaise.
Obwohl wir gevöllert haben, schaffen wir noch eine Creme Caramel. Die muss man einfach probiert haben, denn mit dem eigens hausgemachten Popcorn (mit flüssigem Karamell und Koriandersamen) ist sie wirklich speziell. Aber auch die ständig wechselnden Torten seien ans Herz gelegt.
Zur Mittagszeit (11.30 bis 14.00 Uhr) werden Bento-Boxen mit mehreren Gerichten angeboten. Abends gibt es Shabu Shabu – das ist ein japanisches Brühfondue mit dünn geschnittenem Fleisch und verschiedenen Gemüsevarianten. Eine Voranmeldung nicht nötig. Es dauert halt eine Weile, bis der Feuertopf warm wird. Klar.
Unser Resumee: Köstliches asiatisches Essen. Schnell, frisch zubereitet und zu Top-Preisen.
Mit Fast Food hat das Ganze trotzdem nichts zu tun, eher schon ist es High Class Dining mit Self Service.
Fotos: Andreas Kolarik, Maneki Neko Text: Markus Deisenberger
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