Hilfe, ich bin eingeladen

»Wenn die Gäst‘ oft wüssten, wie z’wider sie einem oft sind, es ließ‘ sich kein Mensch mehr einladen auf der Welt.«
Johann Nepomuk Nestroy (1801 – 1862) aus »Das Mädel aus der Vorstadt«
Der Mensch ist nicht zum Alleinsein geboren, er sucht nach sozialem Anschluss und emotionaler Bindung. Schon in der Bibel steht, dass Gott Eva einzig zu dem Zwecke erschuf, Adam eine gleichwertige Gefährtin zur Seite zu stellen, mit welcher er das Leben im Paradies genießen könne. Allerdings vergaß Gott, Eva zu sagen, dass es auch ihr verboten sei, den Apfel vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen.
Seit der Vertreibung Eva und Adams aus dem Paradies pflegen wir instinktiv unsere sozialen Verhaltensstrukturen. In Gruppen zu feiern kann daher ein großes Vergnügen sein. Kann, muss es aber nicht. Was also tun, wenn eine Einladung zu einer Veranstaltung ins Haus flattert, an der man »eigentlich« – im Sinne von »weiß nicht genau« – keine Lust hat teilzunehmen und daher auch nicht dezidiert absagen will. Und was ist zu tun, um von den Gastgebern auch zukünftig nicht mehr eingeladen zu werden?
Bekommen Sie die Einladung per Mail, löschen Sie diese kommentarlos. Nur sehr an Ihnen interessierte Gastgeber werden nochmals anfragen. In diesem Fall genügt ein kurzes »bin verhindert« ohne weitere Erklärungen, um dem Lästigen die Lust an weiteren Anfragen zu verderben. Sie erhalten eine schriftliche Einladung mit dem Vermerk »uAwg«´ (um Antwort wird gebeten). Hier ergeben sich verschiedene wirksame Möglichkeiten:
a) Sie reagieren nicht – fragt der Absender per Mail nach – siehe Punkt a. Ruft er Sie an, müssen Sie sich eine plausible Ausrede für die Unhöflichkeit der Nichtbeantwortung einfallen lassen. Mit einem »hatte einen Computerabsturz« sind Sie gerettet.
b) Sie sagen zu und kommen nicht. Bei einem »gesetzten Essen« wird das den Gastgeber wirklich verärgern. Detto wird seine Laune Sie einzuladen spürbar sinken, wenn Sie
c) nicht zu- oder absagen und – in Ermanglung eines besseren Zeitvertreibs – trotzdem kommen.
Wird bei einer Einladung der Dresscode angegeben, folgen Sie diesem nicht. Sie werden unter Umständen wie ein Alien auffallen und das bezwecken Sie doch. Kommen Sie unbedingt zu früh. Um nicht allzu unhöflich zu erscheinen, erklären Sie diesen Umstand mit der Parkplatznot, auch wenn Sie mit dem Fahrrad da sind. Bei privaten Einladungen kein Gastgeschenk mitzubringen oder ein unpassendes ist auch eine Möglichkeit, sich unbeliebt zu machen. Stellen Sie sich den anderen Gästen nicht vor, noch zeigen Sie Interesse an deren Gesprächen. Duzen Sie ungefragt alle Gäste: je höher deren gesellschaftlicher Rang ist, umso größer wird die Wirkung unter Umständen sein, welche Sie erreichen wollen. Kritik ist dort angebracht, wo man Sie hört. Lästern Sie also über das Essen, die Getränke, die Gäste und last, but not least, über die Gastgeber. Haben Sie beruflich etwas zu verkaufen, dann keilen Sie ungeniert, schließlich wollen Sie Ihre kostbare Zeit nutzen. Wenn die Gesellschaft Sie langweilt, telefonieren Sie, rufen Sie auf dem Smartphone Ihre Mails ab, schmökern Sie im Internet. All dies wird Ihnen auch den Unmut der anderen Gäste einbringen. Machen Sie Selfies, am besten vor teuren Kunstgegenständen, und stellen Sie diese dann auf Facebook. Nerven Sie das Personal mit Sonderwünschen, je mehr Gäste anwesend sind, umso besser wird Ihnen dies gelingen. Gehen Sie erst dann, wenn bereits alle anderen die Veranstaltung verlassen haben. Das Personal in einem privaten Haushalt können Sie am leichtesten damit verärgern, wenn Sie das Tablett für das Trinkgeld geflissentlich übersehen. Bedanken Sie sich am folgenden Tage keinesfalls mit Mail, Brief oder einem Telefonat bei den Gastgebern für die Einladung.
Sollten Sie selbst oft einladen, fällt Ihnen aus eigener Erfahrung sicher noch mehr zu diesem Thema ein. Aber bereits durch Befolgung meiner Ratschläge haben Sie erreicht, dass kein halbwegs normaler Gastgeber Sie je wieder einladen wird. Es sei denn, er ist ein Masochist oder Sie so prominent, dass er sich mit Ihnen schmücken will. Aber das ist eine andere Geschichte.
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