Jedes Ding hat drei Seiten

Von Wirten, Gastgebern und Gästen
Freunde oder Geschäftspartner zu einem Essen zu sich nach Hause einzuladen, ist nicht immer möglich. Oft fehlen die entsprechenden Räumlichkeiten, häufig die erforderlichen Kochkünste. Auch möchte mancher entspannt mit seinen Gästen genießen oder sie mit einem besonderen kulinarischen Erlebnis beeindrucken. Es gibt jedoch viele Gründe, warum eine Einladung in ein Restaurant zu einem Desaster werden kann.
WIDER DEN WIRT
Wenn Gäste den Wirt ärgern, geschieht dies in der Regel aus Gedanken- und Rücksichtslosigkeit, was aber dessen Einkommens- und Imageverlust nicht schmälert.
- Besonders beliebt sind Gäste, die einen Tisch reservieren und dann nicht kommen.
- Eine weitere Unsitte ist, eine größere Anzahl an Gästen anzugeben als benötigt. Einzige Ausnahme: Als Alleinstehende/r sollten Sie einen Tisch für zwei Personen reservieren lassen, sonst kann es passieren, dass Sie neben der Tür zu den Waschräumen platziert werden.
- Der Wirt ärgert sich auch, wenn der Gastgeber mit einer wesentlich größeren Zahl von Gästen erscheint und er somit in »Platznot« gerät.
- In Rage bringt man ihn, indem man nicht reserviert, das Restaurant »stürmt« und sich einen Tisch aussucht.
- Haben Sie vereinbart, dass Ihnen die Bewirtungsrechnung zu- geschickt wird, warten Sie möglichst lang mit der Bezahlung.
WIDER DEN GASTGEBER
Manchmal ist die Einladung zu einem Essen mehr Pflicht als Freude. Diese Ratschläge machen es Ihnen leicht, vom Gast- geber nicht mehr eingeladen zu werden.
- Kommen Sie zu spät. Das ärgert nicht nur den Gastgeber, sondern auch seine anderen eingeladenen Gäste.
- Hat der Gastgeber ein Menü zusammengestellt, lehnen Sie die eine oder andere Speise als gesundheitsschädlich, ekelig oder ungenießbar ab, und verlangen Sie nach der Speisekarte.
- Verweigern Sie demonstrativ das Angebotene, indem Sie lustlos darin herumstochern und beschweren Sie sich lautstark.
- Hat der Gastgeber kein Menü zusammengestellt, dann suchen Sie sich die teuren Gerichte aus.
- Trinken Sie bereits, bevor der Gastgeber sein Glas erhebt.
- Nach einem lauten »Guten Appetit«, »Mahlzeit« oder »An Guaten«, beginnen Sie zu essen, sobald der Teller vor Ihnen steht.
- Legen Sie das mobile Telefon auf den Tisch. Läutet es, springen Sie abrupt vom Tisch auf oder Sie bleiben ungeniert sitzen und telefonieren.
- Gäste, die zwischen den Gängen aufstehen, um vor dem Res- taurant eine Zigarette zu rauchen, zeigen so demonstrativ, weder an der Gesellschaft noch am Essen interessiert zu sein.
- Und vollends unbeliebt machen Sie sich, wenn Sie vor dem Gastgeber gehen.
- Am nächsten Tag bedanken Sie sich beim Gastgeber. Hat er nämlich bis dahin den Ärger über Ihr Benehmen bereits abgehackt, bringen Sie sich so wieder in Erinnerung.
WIDER DEN GAST
Oscar Wilde (1854 – 1900), der irische Lyriker meinte: »Nichts nehmen die Menschen so übel, als wenn sie keine Einladun- gen bekommen.« Nachstehende Tipps werden Ihren Gästen die Lust nehmen, je wieder eingeladen zu werden.
- Sprechen Sie eine Einladung mündlich aus, und lassen Sie Ihre Gäste im Restaurant warten.
- Bei der Auswahl des Restaurants entwickeln Sie Phantasie. So sind fremdländische Speisen nicht jedermanns Sache. Auch werden manche anspruchsvolle Gäste in einem einfachen Beisl wenig Freude haben, detto wird sich nicht jeder in einem exquisiten Hauben-Lokal wohlfühlen.
- Die Wahl des Menüs gibt Ihnen genügend Spielraum Ihren Sadismus auszuleben. Kutteln, Innereiern, Hirn oder Meeresfrüchte schmecken nicht allen. Achten Sie nicht darauf, ob sich unter Ihren Gästen Vegetarier oder Veganer befinden oder ob religiöse Vorschriften besondere Rücksichtnahme erfordern.
- Haben Sie kein Menü ausgesucht, empfehlen Sie den Gästen möglichst nur die billigen Gerichte. Höfliche Menschen, werden sich an diese Empfehlung halten.
- Um wirklich böse zu sein, laden Sie Gäste ein, von denen Sie annehmen, dass sie sich wenig bis nichts zu sagen haben. Das gibt Ihnen Gelegenheit zu endlosen Monologen, die Ihre Gäste langweilen werden.
- Sind Sie in einer »gesprächigen« Runde, beginnen Sie mit einer Diskussion über aufregende emotionale Themen.
- Zahlen Sie am Tisch in bar. Schließlich sollen die Gäste wissen, wie teuer sie Ihnen waren.
- Den Nonplusultra – Gau erreichen Sie jedoch, indem Sie beim Kellner eine »getrennte Rechnung« anfordern.
Illustration: Vasitti
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