Richtiges Stau-Management

Richtiges Stau-Management – Lebensverlangsamung optimal genutzt

Ob im städtischen Nahverkehr oder auf Überlandstraßen – manchmal geht es hier wie dort weder vor noch zurück. In der Stadt Salzburg bricht regelmäßig der Verkehr in den Hauptverkehrszeiten zusammen oder im Sommer bei Schlechtwetter. Ferienzeiten verschärfen die Situation auf den Autobahnen, 484 Staus hat es 2016 im Sommerreiseverkehr auf Österreichs Straßen gegeben – am meisten davon auf der Tauernautobahn in Salzburg. Auch zwischen München und Salzburg sind Staulängen von 30 bis 50 km keine Seltenheit. Die größten Verursacher sind jedoch nicht Baustellen, Unfälle oder Autopannen sondern jene Autofahrer, die durch die Nichteinhaltung des Sicherheitsabstands einen Stau aus dem Nichts in Folge produzieren. Dabei könnten wir doch von den Ameisen lernen, Staus zu vermeiden. Forscher aus Belgien und Frankreich haben herausgefunden, dass, egal wie viele Ameisen unterwegs sind, niemals ein Stau entsteht, denn je mehr Ameisen dazustoßen umso langsamer bewegen sie sich fort.

Diese STAU-Ruhezeiten des Autofahrers oder das Fahren in Schrittgeschwindigkeit haben aber auch sehr positive Auswirkungen, führen sie doch zu einer Verlangsamung des Lebens. Hudlern, Dränglern und Cholerikern rate ich allerdings von einer STAU-Therapie ab, es könnte sie der Schlag treffen.

 

Für alle anderen hier einige Ratschläge, um sicher in einen heilsamen AutoSTAU zu geraten.

1. Vermeiden Sie öffentliche Verkehrsmittel. Seit es eigene Busspuren oder erhöhte Straßenbahngleise gibt, haben Sie kaum noch die Chance, dass Bus und Tram die STAU-Therapie unterstützen. Auch der Zugverkehr bietet selten Möglichkeiten zu Lebensverlangsamung.

2. Wie Sie in einen STAU geraten, erfahren Sie am einfachsten durch das Internet, durch Radiodurchsagen oder Sie folgen einfach Ihrem Routenfinder.

3. Betreiben Sie ein ordentliches Zeitmanagement, indem Sie zur Fortbewegung im eigenen Auto die Rushhours des Berufsverkehrs wählen oder die Zeit vor Beginn oder Ende von Großereignissen, wie zum Beispiel Sport- oder Musikveranstaltungen. Auch die Umgebung von Schulen oder Märkten ist STAU-prädestiniert. Wollen Sie sich in das absolute Ferien-STAUchaos stürzen, holen Sie Ihre Kinder sofort nach der Zeugnisverteilung von der Schule ab und setzen Sie sich Richtung Urlaubsort in Fahrt.

4. Bleiben Sie unbedingt auf den Hauptfahrstrecken, es könnte ja sein, dass die Nebenstraßen oder Umfahrungen STAU-los sind.

 

Die dadurch gewonnene Zeit können Sie unter anderen so nützen:

1. Körperpflege: Lassen Sie als Frau STAUgenossen an Ihrer Verwandlung vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan mittels Make-up teilhaben. Dass man sich auch im Auto rasieren kann, wissen die meisten Männer. Bedenken Sie jedoch, dass Sie beim Nasenbohren rundum »einsichtig« sind.

2. STAUbüro: Funktionieren Sie Ihr Auto zum Büro auf Rädern um. Mit Laptop und Drucker ausgerüstet ist es der perfekte Arbeitsplatz. Zwei Stunden STAU zum Büro und zwei Stunden STAU vom Büro, dazwischen ein, zwei Meetings sowie die Mittagspause und schon ist es Feierabend. Selbstständige könnten sich so die Miete für Büroräume ersparen.

3. Zwischenmenschliche Beziehungen: Endlich haben Sie Zeit, sich Ihrer Beifahrerin oder Ihrem Beifahrer ungestört zu widmen. Nicht ratsam ist es, vom Fahrersitz auf die hinteren Bänke zu wechseln, denn jeder Stau hat einmal ein Ende und die Fahrer hinter Ihnen werden kein Verständnis für ein langanhaltendes Liebespiel haben.

4. Partnerbörse STAU: Sind Sie Single, bietet der STAU Ihnen die Chance, einen potenztiellen Partner entweder auf der Gegenfahrbahn oder vor, neben oder hinter Ihnen fahrenden Auto zu finden. Schreiten Sie einfach auf der Suche nach dem Traumpartner die Reihen ab und klemmen Sie Ihre Visitenkarte unter den Scheibenwischer, sofern das Objekt Ihrer Begierde Ihnen das Fenster nicht öffnet.

5. STAU-Geschäftsideen: Wenn Sie im Bereich Marketing unterwegs sind, ergeben sich vielfältige Möglichkeiten. Abgesehen davon, dass Sie als wandelnde Litfaßsäule den STAU nutzen, Folder verteilen oder das Autos mit Werbeplakaten bekleben, können Sie Modeschauen, Tanzperformances, SängerInnen-Präsentationen, Bücherlesungen oder Produktvorstellungen, ja sogar Missionierungen andenken. Auch im Bereich der Gastronomie bietet der STAU einiges, das geht vom Bauchladen über den mobilen Küchenwagen bis zum Lieferservice mittels Roller oder Rad.

6. Autobahn-STAU-Experten allerdings versorgen sich vor STAUantritt mit Proviant und Getränken. Bei geplanten längeren Standzeiten empfiehlt es sich, eine Decke, Klapptisch, Stühle oder Liegestühle mitzunehmen. In sonnigen Gegenden ist ein Sonnenschirm nützlich, notfalls tut es auch ein Regenschirm. Unerfahrene STAU-Kollegen werden sich über eine Einladung zum STAU-Picknick freuen. Ob man auf der heißen Motorhaube Spiegeleier zubereiten kann, hängt u. a. auch von der Außentemperatur ab.

7. STAU-Fitnesstraining: im Wagen strecken, beugen, drücken, außerhalb schnurspringen, um den Wagen laufen, Gewichte oder Ersatzreifen heben, den Wagen schieben. Oder tanzen Sie mit oder ohne Partner und fordern Sie auch die BEI-STAU-Fahrer dazu auf. So manche alleinstehende Dame wird sich freuen.

8. STAU-Spiele: Abgesehen von den üblichen Spielen wie »Mensch ärgere Dich nicht«, können Sie zur Abwechslung Ihre Kartenrunde zum STAUabend einladen. Ungestörter haben Sie noch nie gezockt.

9. Sie haben zu Hause nicht die nötige Ruhe um zu lesen? Im Stau haben Sie sie, hier vermiest Ihnen auch niemand das Musikhören in voller Lautstärke, von dieser können auch Ihre STAUleidensgenossen profitieren.

10. Ohne Telefonieren geht es im STAU gar nicht. Die Frage ist nur, ob Ihr Gesprächspartner genau so viel Zeit für das Telefonat hat wie Sie, sollte er sich ebenfalls im STAU befinden.

 

Carpe diem (Horaz, 65 bis 8 v.Chr. – aus der »Ode an Leukonus«).
Leider löst sich auch der größte STAU einmal auf, doch Sie können zu Recht von sich behaupten, die Zeit genutzt zu haben – oder?