SO UNTERSCHIEDLICH DIE MENSCHEN AUCH SIND, EINES HABEN WIR GEMEINSAM. WIR LEBEN ALLE AUF DEMSELBEN PLANETEN. DOCH DAS KLIMA ÄNDERT SICH, DIE UMWELT ZAHLT ES UNS HEIM UND WIR MÜSSEN ETWAS UNTERNEHMEN. ZU BESUCH BEI MENSCHEN MIT MACHBAREN VISIONEN, DAMIT DIE WELT SO WUNDERBAR BLEIBEN KANN, WIE SIE SEIN KÖNNTE.

Anna Häupl

Organisatorin bei Fridays For Future Salzburg

Die 18-jährige Anna Häupl, Schülerin am Musischen Gymnasium, ist mit zwei Freundinnen für die Or- ganisation der Fridays For Future-Demonstrationen in Salzburg verantwort- lich. »Wir sind keine Or- ganisation, wir sind eine Bewegung«, sagt sie. Die Veganerin wandert gerne, macht Schitouren und hat eine durchaus berechtig- te Vision: »Ich möchte für uns und folgende Gene- rationen, dass alles so in seiner Schönheit erhalten bleibt. Damit wir und unsere Kinder später auch etwas davon haben und uns nicht ständig um das Klima sorgen müssen.«

Sie kauft fast nur noch Secondhand-Kleidung, Plastik versucht sie so gut wie möglich zu vermeiden, genauso wie Flugreisen. »Grundsätzlich denke ich, dass man als Privatperson im Klei- nen schon etwas bewirken kann, aber es muss oben was pas- sieren, damit unten dann auch etwas passieren kann. Sonst dauert es viel zu lange, um das Klimaziel 2030 zu erreichen«, so Häupl. Die Demos bewegen jedenfalls viel in den Köpfen von einzelnen Menschen und wie sie ihren Alltag umdenken. Aber noch nicht genug. Also weg vom Profitdenken, hin zum Zusammenhalt aller, denn wir sind Weltbürger und müssen zu- sammenarbeiten. »Wir haben auch viele ältere Leute bei uns am Freitag, wir heißen jeden willkommen. Es ist eine Bewe- gung, die alle betreffen sollte.«

www.fridaysforfuture.at

www.kollegienkirche.at

www.musischesgymnasium.at

DI Peter Horner

Architekt, Ziviltechniker

Aktuell plant Architekt Peter Horner in Salzburg das erste voll- kommen energieautarke kommunale Gebäude Europas. Das heißt keine Leitung führt hin, keine weg, und das zum Preis eines mit Gas und Öl befeuerten Gebäudes. »Bauen ist für ein Drittel der Ressourcen, die wir verbrauchen, verantwortlich, und unsere Gebäude verbrauchen auch ein Drittel der Energie. Wenn ich das mit der Sonne beschicke, die gratis und CO2- neutral ist, kann ich damit Gebäude leicht zur Hälfte oder drei Viertel des Energieaufwands betreiben.« Horner hält zum The- ma nachhaltiges Bauen auch Vorträge in Salzburg, Wien und Linz. Er propagiert bauteilaktive Häuser und die Verwendung der Gebäudemasse als Energiespeicher. Betondecken etwa, versehen mit Heizungsrohren und gefüttert mit Sonnenener- gie, halten ein Haus viel effizienter und günstiger auf Betriebs- wärme. Und umgekehrt funktioniert Kühlung mit einem Erdkol- lektor durch den Wasser rotiert und durch dieselben Röhren in der Decke läuft. »Wenn ich CO ausstoße und die Gemeinschaft dafür zahlt, ist das Raubbau. Wenn aber jeder seine Folgekosten zahlt, werden wir 70 bis 80 Prozent der Gebäude in Österreich bauteilaktiv errichten«, sagt Horner und resümiert: »Wir müssen in der Bauwirtschaft Folgendes durchführen: Den Ressourcenverbrauch auf ein nachhaltiges System umstellen, also möglichst wenig Plastik verwenden, Beton eher dort wo wir ihn wirklich brauchen, Kreislaufwirtschaft forcieren und möglichst viel mit Holz bauen. Und Gebäude sinnvoll betrei- ben, mit Grünstrom, mit der Sonne. Das ist absolut essenziell.

www.horner.co.at

Dandlhof/Wals

Auf dem Dandlhof in Wals ist Nachhaltigkeit kein reines Schlag- wort, sie wird täglich gelebt. Der Hof, auf dem derzeit vier Ge- nerationen der Familie Reiter leben und wirtschaften, verbindet mit viel Einsatz eine ökologisch zukunftsgewandte Lebensweise: Verankert in der Gegenwart und mit überlieferten Traditionen. Als vor Jahren Hagel einen Teil der Ernte beschädigte, beschloss Monika Reiter die unverkäuflichen Bestände weiterzuverarbei- ten, zu veredeln. »Ich wollte das einfach nicht verschwenden und wegwerfen. Da habe ich dann oft bis drei Uhr in der Früh eingekocht, und am Morgen waren wir wieder auf dem Feld«, so Reiter. Der Hof betreibt Direktvermarktung von Feldgemüse, fährt Wochenmärkte an und hat jeden Freitag einen Ab-Hof- Verkauf. Außerdem versorgen die Reiters viele Gaststätten und Großküchen mit frischem Gemüse. Die Familie betreibt auch eine Getreidemühle, backt selbst Roggen-, Dinkel- und Indigo- brot im eigenen Holzofen. Aus den Überschüssen werden etwa Säfte, Gemüse im Glas, Soßen, Suppenwürze, Tomatenketchup und Wassermelonennektar hergestellt. »Wir bauen saisonal an, was auch länger hält. Denn letztendlich leben 500 Salzburger Haushalte von uns. Und wenn etwas passiert, wie eine Natur- katastrophe, haben wir noch etwas auf Lager.« Das Stroh wird kompostiert, es gibt immer ein Feld zur Zwischenreife, das Ge- treide wird eingelagert. Vorausschauend denken, handeln und leben, das ist der Grundsatz der Familie Reiter in Wals.

www.dandlhof.at

Priv.-Doz. Dr. Christine Vallaster

Professorin an der Fachhochschule Salzburg, Fachbereichs- leiterin Marketing & Relationship Management am betriebs- wirtschaftlichen Studiengang

Das EU-geförderte Forschungsprojekt CE Responsible, an dem Christine Vallaster in ihrem Fachbereich derzeit arbeitet, behandelt Geschäftsmodelle mit verantwortungsvollem Ma- nagement, von denen die Eigentümer leben können, die aber gleichzeitig auch einen sozial-ökologischen Wert generieren. »Wir versuchen Impact- oder Social Entrepreneurs mit sozial- verantwortlichen Personen, Institutionen und Unternehmen zu verbinden, die ihre Ressourcen in Form von finanzieller Unterstützung, Wissen oder Zugang zu Netzwerken zur Ver- fügung stellen. Die Unternehmen erhalten im Gegenzug eine Plattform«, so Vallaster. Neue Ansätze müssen gefunden wer- den, die auch Probleme wie Klimakrise, Verlust der Biodiversi- tät oder das Thema Abfall einbinden. Ein Hauptbaustein ist hier die Kreislaufwirtschaft. »Unser Wirtschaftssystem denkt derzeit sehr linear, man produziert, kauft, konsumiert und wirft weg. Und wären wir in der Lage, diesen Abfall, egal ob Kunst- stoff, organischen Müll oder Metalle, länger im Loop zu hal- ten, weiter verbrauchen oder verwerten zu können, dann wür- den wir uns in einem unendlichen Kreislaufzirkel befinden«, so Vallaster. Aber Innovation muss auch gut durchdacht werden: Was ist mein Impact für die Gesellschaft, löst er ein ökologi- sches und soziales Problem? Abschließend sagt sie: »Als ich studiert habe, waren wir die Exoten. Jetzt sind wir schon eher die Mitte, und ich hoffe, es ist nicht nur eine Modeerschei- nung, sondern etwas, das bleibt!«

www.tomorrowdesignfestival.com

FOTOS: Andeas Kolarik / TEXT: Bernhard Ostertag