Wenn die Tage kürzer und die Abende länger werden, dann ist es Zeit für gemütliche Stunden in der Salzburger Altstadt. Salzburg, das ist Stein gewordene Geschichte und Tradition, das ist Barock, Gotik, und Romantik. Salzburg, das ist aber auch ein Ort des Neuen, an dem sich hinter alten Fassaden Erlebnissorte der besonderen Art verbergen. Ein Streifzug durch die Stadt ist nicht nur eine Zeitreise unter alten Giebeln und Zunftzeichen, sondern auch einer, bei dem Sie kulinarisch-olfaktorisch in das Weihnachten feiner Erinnerungen gebeamt werden.

Die Weihnachtszeit in Salzburg ist voller Düfte und Genüsse, die automatisch alle Sinne auf das Fest des Jahres einstellen. Da sind einmal die Christkindlmärkte, wo Punsch, Glühwein, kandierte Nüsse und Äpfel oder würzige Ofenkartoffeln ihre Duftwolke ausbreiten. Und da sind die vielen großartigen Einkehrmöglichkeiten, die nach der Kälte draußen, nicht nur innere Wärme schenken. In einem der schönen Durchhäuser versteckt sich ein solcher Ort, das Kaffeehäferl. Die moderne Cafébar lockt nach einem Einkaufsbummel mit österreichischer Kaffeetradition und einem großen Angebot an internationalen Sorten, feine Mehlspeisen und Snacks inklusive. Ein Kaffee-Ort der Extraklasse mit „Esswert“ ist das Herr Leopold. Die Wiener Kaffeehauskultur trägt es im Beinamen und der Kaffee ist einer der besten der Stadt. Für den kleinen Hunger zwischendurch sollte man unbedingt das grandiose Avocado-Brot bestellen, das als knuspriges Bio-Sauerteigbrot daherkommt und mit den frischen Kräutern, Tomaten und Avocados einen Energiekick liefert. Dann hat man sicher noch Platz für die berühmten Buchteln.

 

Neu in der Altstadt und doch das älteste Delikatessengeschäft Salzburgs ist das Azwanger am Grünmarkt. Die Schwestern Andrea Glück-Kopp und Valerie Egelkraut-Kopp haben nicht nur das Traditionsgeschäft Azwanger neu belebt, sondern sind mit der Feinkost auf dem Grünmarkt zurück zu den Wurzeln der Familie gegangen. Und das sehr genussvoll. Bei einem Glas Mönchsberg Sparkling oder einem Wermut vom Guglhof in Hallein, dazu einem Teller mit bestem Beinschinken oder einem mit italienischen Antipasti, lassen sich weitere Rundgänge in der Altstadt gut planen und gleichzeitig kann man die guten Dinge mit nach Hause nehmen.  Dem Stadt-Flaneur sei auch unbedingt ein Besuch beim Sporer ans Herz gelegt. Natürlich, sagt da der Salzburg-Connaisseur, die Sporer Likör- und Punschmanufaktur ist einfach Tradition. Der Sporer Punsch gehört zum Advent und zu Weihnachten wie der Christbaum, aber Michael Sporer hat neben seinen hochprozentigen Klassikern und den Punschvariationen auch einen besonderen Wermut und einen spritzigen Zitronenlikör im Angebot. Für ein wenig Sonnengefühl im Winter vielleicht?

Salzburgs Altstadt ist reich an spektakulären Blicken. Einer der ganz unglaublichen ist der vom Restaurant m32 auf dem Mönchsberg. Beim Genuss winterlicher Gerichte und besonderer Weine schaut man auf die barocke Stadt mit ihren vielen Türmen und Grabendächern, im besten Fall schon im Schneekleid. Vom Berg in die Stadt fährt man mit dem Mönchsbergaufzug oder wandert über den Berg und kommt bei der Nonnbergstiege wieder in die Stadt. Am Kajetanerplatz kann man dann eines der wenigen echten Wirtshäuser der Stadt entdecken. Im Gasthaus Hinterbrühl kocht Silvia Bernhofer klassische Hausmannskost und vor allem himmlische Pofesen. Der feine Zimtstaub weckt sofort in der Nase und auf dem Gaumen wunderbare Weihnachtsgefühle.

Kalorienzählen war gestern, jetzt ist einfach keine Zeit dafür. Denn Weihnachtszeit, das heißt auch, dem Leben genügend Raum für die süßen Dinge zu geben. Und dafür ist die Schatz Konditorei im gleichnamigen Durchhaus ein magischer Platz. Im kleinen Biedermeier-Café hat man die Qual der Wahl, nicht nur zu Weihnachten. Aus der Backstube von Erich Winkler kommen aber rund um das Fest feine Kekse und ein Christstollen, der dem Dresdner Vorbild alle Ehre macht. Wenn es dunkler wird auf den Plätzen und in den Gassen, dann schaut man vielleicht noch bei Nina Salchegger am Marktstand Allerberger vorbei. Und füllt den Nikolaussack mit Nüssen, Clementinen, tiefroten Granatäpfeln oder Johannisbrot (Bockshörndln), das früher einfach zum Nikolaus gehörte und eine Kindheitserinnerung ist. Und dann ist es Zeit für einen Apéritif. Die Bar in der Blauen Gans lädt mit tollen Cocktails und einer umfangreichen Weinauswahl herzlich dazu ein, den Tag ausklingen zu lassen und den Abend stilvoll einzuläuten. Natürlich serviert die Gans-Küche dazu auch besondere Kleinigkeiten.

Seitenwechsel

Abseits der touristischen Hotspots liegt sie und ist mit den kleinen Bistros, Bars und schönen Läden ein ganz besonderer Edelstein im Gefüge der Stadt: die Steingasse auf der rechten Salzach-Seite. Auf Nummer 5 kann man in der Shrimps-Bar & Restaurant köstliche Dinge um das namensgebende Tier probieren, am nahen Platzl bei Wein & Co allerlei Flaschen kosten und kaufen oder im Stadtkrug in der Linzer Gasse das vielleicht beste Fleisch der Stadt essen.

Wer jetzt noch immer nicht in Weihnachtsstimmung ist, dem sei ein Spaziergang auf die Stadtberge empfohlen, immer mit Weitblicken, mit und ohne Schnee ein Erlebnis. Und danach hat man sicher wieder Lust auf eine Einkehr, Möglichkeiten dazu gibt es viele.

FOTOS: ANDREAS KOLARIK, MARCO RIEBLER/FALSTAFF, SPORER, INGO PERTRAMER

TEXT: ILSE FISCHER