Frühtouren, Abendtouren, Tagestouren – was sind die Möglichkeiten des Eintauchens in die Natur rund um Salzburg, die man autofrei erreichen kann? Die Rückbesinnung auf die Natur und etwas mit den Liebsten zu unternehmen, hat unsere Autorin Lisa Gotschke angespornt, die besten Touren für uns zu erkunden.

In Salzburg leben wir dort, wo andere Urlaub machen. Dieses Jahr hat mit Corona für viele einen ungewöhnlichen Sommer beschert. Die Bewegung in der Natur gibt Kraft und bedeutet Zeit zum sprichwörtlichen Durchschnaufen. Gerade das tiefe, freie Atmen in den Bergen gewinnt an Bedeutung, da viele Berufe mit Masken arbeiten mussten oder müssen. Wie großartig ist dann das Gefühl, hinterher frische Bergluft durch die Lungen strömen zu lassen!

 

NOCKSTEIN-TOUR

Heute steht eine Tour auf den Nockstein auf meinem Plan. Ausgerüstet mit einer Thermoskanne voll meines Lieblingskaffees und zwei Handsemmeln mit Butter im Rucksack und meinen Wanderstiefeln steige ich in Koppl aus dem Bus. Nach 10 Minuten durch den Ort erreiche ich den Gasthof Am Riedl. Mein Aufstieg auf diesen markanten Fels, der an den Gaisberg anschließt, führt über den Ostgrat auf einem von Latschen gesäumten Weg. Obwohl die Stadt beim Blick vom Gipfel zum Greifen nahe scheint, fühle ich mich fast wie im Hochgebirge. Die Steine knirschen unter meinen Sohlen, die Kühle der Nacht zieht noch aus den Bäumen, einige Bienen verköstigen sich an den bunten Blüten, die den Wegesrand mit Farbe zieren. Der letzte Anstieg auf felsigem Gelände hat es in sich. Hin und wieder nehme ich die Hände zur Hilfe, um mich an den großen natürlichen Felsstufen hochzuziehen. An einem windgeschütz- ten Platz kurz unterhalb des Gipfels, wo Reste eines Lagerfeu- ers davon zeugen, dass junge Leute hier gerne auch mal den Sonnenuntergang genießen und biwakieren, genieße ich mein Frühstück. In der Früh an einem Wochentag habe ich den Nockstein fast für mich und treffe nur beim Abstieg auf ein paar Wan- derer, die mir entgegenkommen. Erfrischt von diesem Ausflug und der anschließenden ausgiebigen Dusche starte ich gestärkt in den Arbeitstag.

 

Fakten zur Nockstein Tour:

ab Hauptbahnhof Bus 150 oder 155, Haltestelle Koppl Unterkoppl
Aufstieg je nach Fitness 1 bis 1,5 Stunden

UNTERSBERG

Wenn ich mich nach einem stressigen Tag am Abend noch auspowern will, gehe ich am liebsten auf den Untersberg. Der Dopplersteig zeigt bereits in den ersten zehn Minuten, dass er einem viel abverlangt. Rutschiger Waldweg und hohe Steinstufen führen zu einer Passage entlang des Rosittenbachs, den man anschließend gefühlt immer wieder quert, doch wenn man darauf achtet, kommt man immer von links, sodass klar wird, dass es sich um viele Wasserwege handelt. Der Untersberg ist nicht nur von Quellen durchzogen, sondern auch von vielen Höhlen. Nicht zuletzt deshalb ranken sich viele Sagen und Mythen um ihn. Über Kaiser Karl den Großen, der angeblich von Zwergen umsorgt im Untersberg schläft, bis hin zu außergewöhnlichen Zeitphänomenen, wie in der Romanreihe von Stan Wolf, wurde dem Untersberg über alle Jahrhunderte hinweg viel Mystisches angedacht.

Bald starten die Holzleitern, bei denen ich mich immer wieder frage, wie viel Arbeit die Erhaltung eines solchen Steiges eigentlich erfordert. Schritt für Schritt, Stufe um Stufe geht es bergan, bis man auf eine Art Lichtung kommt, auf der einem abends auch gerne mal ein paar Gämsen begegnen. Hier lädt ein schöner Ausblick auf Salzburg zur Rast ein. Nach einem Felsvorsprung erreicht man die hohen, direkt in den Fels gehauenen Stufen der sogenannten Himmelsstiege. Am Drahtseil halte ich mich gut fest, denn zu meiner Rechten geht es steil bergab. Mit dem Mantra »Nur nicht runtersehen«, das ich innerlich vor mich hinsage, denn ganz schwindelfrei bin ich nicht, beeindruckt mich dieser Aufstieg immer wieder. Ich erklimme die letzten Holzleitern, bevor es eine weitere Viertelstunde durchs Latschenwäldchen bis zum Zeppezauerhaus geht. Hier gönnen wir uns eine leckere Kaspressknödelsuppe. Der Blick über Salzburg und auf den Hohen Staufen belohnt für all die Anstrengungen. Zurück durch die Latschen nehmen wir nun an der Abzweigung den linken Weg, der uns über den Reitsteig wieder nach Glanegg führt.

Aktuell ist leider der Reitsteig voraussichtlich noch bis Ende September gesperrt! Wer rechtzeitig die letzte Gondel er- reicht, gleitet bei traumhafter Aussicht sanft ins Tal.
Hat man den ganzen Tag zur Verfügung, kann man vom Zep- pezauerhaus aus weiter über die Mittagsscharte, den Tho- mas-Eder-Steig, der durch in den 30er-Jahren in den Berg geschlagene Tunnel führt und grandiose Ausblicke bietet, zur Toni-Lenz-Hütte wandern, wo ein stets gut gelauntes Hütten- team die Wanderer mit allerlei Erfrischungen, wie selbstge- machtem Hollersaft und Jausen verwöhnt. Von der Hütte aus geht es nur noch bergab durch einen wunderbaren Bergwald bis zum alten Wehrturm bei Marktschellenberg, von wo aus man mit dem Bus zurück in die Stadt gelangt.

 

Fakten Untersberg:

Vom Norden Salzburgs oder Hanuschplatz Bus 21,
von Rif/Grödig Bus 35
Glanegg – Dopplersteig – Zeppezauerhaus – Reitsteig – Glanegg Auf- und Abstieg ca. 3,5 bis 4,5 Stunden

 

Ganztagestour:
Glanegg – Dopplersteig – Zeppezauerhaus – Mittagsscharte – Toni-Lenz-Hütte – Marktschellenberg
reine Gehzeit ca. 6 bis 7 Stunden

Anreise wie Abendtour, Rückfahrt von Haltestelle Marktschel- lenberg Eishöhle mit dem Regionalbus 840 nach Salzburg

WALLERSEE, WENGER MOOR

Leichtere Touren, die auch mit Kindern schöne Unternehmungen darstellen, sind das Wenger Moor am Wallersee im Norden von Salzburg oder im Süden die Wanderung zum Seewaldsee von St. Koloman aus.

Das Wenger Moor ist ein Naturschutzgebiet, weswegen man sich nur auf den ausgewiesenen Wanderwegen bewegen darf. Seit etwa 15 Jahren gibt es hier auch wieder einige Biber, deren Bauwerke man bewundern kann, was besonders für Kinder sehr spannend ist. Geschützte Vogelarten und zahlreiche Schmetterlinge sind ebenfalls zu sehen. Vom Bahnhof Seekirchen aus kann man so den ganzen Wallersee umrunden, aber auch jederzeit an den weiteren Haltestellen abkürzen.

 

Fakten Wallersee, Wenger Moor:

S-Bahn nach Seekirchen, Rückfahrt auch von Neumarkt, Weng oder Wallersee möglich.
Rundweg ca. 4 Std., größtenteils flach

ST. KOLOMAN, SEEWALDSEE

Es duftet nach Waldmeister, mehrere Schmetterlinge umfliegen große lila Blüten am Wegesrand, während ich mit meinen Neffen über die gemütliche Forststraße von Hintertrattberg zum Seewaldsee wandere. Tim entdeckt ein großes Spechtloch, später kreuzt sogar eine Ringelnatter unseren Weg. Obwohl diese Tour ein beliebtes Ausflugsziel darstellt, wirkt die

Natur unberührt. An der Auerhütte, die oberhalb des Sees gelegen ist, laben wir uns an Speis und Trank. Der Almbauer hat sich dem Erhalt der vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen verschrieben. Dementsprechend gibt es tolle Köstlichkeiten, z.B. vom Fleisch des Mangalica-Schweins.

Nach einer Rundtour um den See steigen wir an der Haltestelle Abzweigung Seewaldsee wieder in den Bus, sodass wir keinen Weg doppelt gehen und es dadurch für Kinder abwechslungsreich ist.

 

Fakten St. Koloman, Seewaldsee:

Anfahrt: S-Bahn nach Hallein, Bus 460 nach Hintertrattberg Rückreise: Bus 460 von Wegscheid, Abzweigung Seewaldsee nach Hallein, S-Bahn nach Salzburg
Hintertrattberg – Auerhütte – Seewaldsee Umrundung – Abzweigung Seewaldsee ca. 3 bis 4 Std.

GAISBERG RUNDWANDERWEG

Doch auch mit den älteren Familienmitgliedern kann man die Salzburger Berge genießen. Da mein Vater mittlerweile am Rollator geht, habe ich nach leichten Wanderungen gesucht, in denen er eine schöne Aussicht hat, ohne bergauf gehen zu müssen. Hier bietet sich der Gaisberg-Rundwanderweg an, der auch für den Kinderwagen geeignet, und mit dem Bus zu erreichen ist. Ein breiter Schotterweg und Holzbrücken führen rund um den Gaisberg auf Höhe der Zistelalm. Das begeisterte Lächeln meines Vaters ist für mich mehr wert als jeder hart erklommene Gipfel.

 

Fakten Gaisberg-Rundwanderweg:

Bus 151
Rundtour ca. 1,5 Std.

TEXT: LISA GOTSCHKE